Hunderte Freiwillige helfen am Sonntag, damit es
 die Radfahrer bis ans Ziel schaffen. Zum Beispiel mit 3000 Kilo Bananen.

Wenn die Radfahrer kommen, muss es schnell gehen. Hunderte, Tausende wollen bedient werden beim Stopp an jedem Verpflegungsstand. Sie wollen Äpfel, saure Gurken, Waffeln, sie bitten zuhauf um Wasser und Schorle. „Da merkst du überhaupt nicht, wie die Zeit vergeht, weil du ununterbrochen beschäftigt bist“, erzählt Jacqueline Wagner, eine von rund 180 Helfern, die Wegzehrung verteilen. Alles in allem sorgen an diesem Sonntag mehr als 500 Leute für ein reibungsloses Radvergnügen.

Jacqueline Wagner, die als Sekretärin bei der Sächsischen Zeitung arbeitet, packt beim Fahrradfest freiwillig an. Die Dresdnerin radelt in ihrer Freizeit gern an der Elbe entlang. Beim Fest treffe sie faszinierende Menschen, sagt sie. Die meisten kommen in Familie oder mit Freunden. Dicke und Durchtrainierte, Gemütlichkeitsradler und solche mit größeren Ambitionen. Die aber lassen sich nicht von anderen verköstigen, weiß Wagner. „Die holen sich keine Banane. Die haben ihre Riegel dabei.“

20. SZ-Fahrradfest

Für alle anderen haben die Organisatoren des Radfestes vorgesorgt. Kleiner Auszug aus der Einkaufsliste: knapp anderthalbtausend Kilo Äpfel, dreitausend Kilo Bananen, zehntausend Käse-Schinken- Brötchen, fast vierzehntausend Gewürzgurken, mehr als zweiundzwanzigtausend Müsliriegel. Hinzu kommen vierzehntausend Liter Wasser und Apfelschorle. Weil gesund und vernünftig nicht immer glücklich macht, gibt es auch Waffeln und Salami-Knabberle. Wer an einer der beiden längsten Touren teilnimmt, darf was abbekommen von den dreitausend Stück Zuckerkuchen. Aber nur, wenn die Verpflegungsmarke griffbereit ist.

Allerdings drückt Jacqueline Wagner bisweilen ein Auge zu. Die Marken sind oft klitschnass durchgeschwitzt und zerknüllt, mancher hat sie unterwegs verloren. Doch die Teilnehmer-Nummer lässt keinen Zweifel, dass jemand sich beim Fest angemeldet hat, also auch mitessen darf. Dafür werden in diesem Jahr entlang den Strecken fünf Verpflegungspunkte eingerichtet und zwar in Radeberg, Sebnitz, Pirna und Kreischa. Am Stand in Radebeul ist wie in den Jahren zuvor auch Jacqueline Wagner anzutreffen. Sie hat ihren Garten am Ort und deshalb nur einen kurzen Weg zum Einsatzgebiet.

Für die Helferin beginnt der Sonntag mit dem Standaufbau morgens um neun, zwei Stunden, bevor die Radler anrollen. Ein Lkw liefert die Lebensmittel, Biertisch-Garnituren und Sonnenschirme. Auf dem Parkplatz am Elberadweg streckt sich weit und breit kein Baum in die Höhe. Viele Hobbysportler suchen aber Schatten, denn an den Fahrradfesten meint es die Sonne meist gut. „Das waren oftmals ganz schöne Temperaturen, mit denen die Teilnehmer zu kämpfen hatten“, erinnert sich Wagner. In Radebeul sorgt auch mal ein Rasensprenger für Erfrischung.

Kuriose Details fallen Jacqueline Wagner ein, wenn sie über die Fahrradfeste in den vergangenen zehn Jahren erzählt. Eine Frau kutschierte mal ihr Baby in einem Kinderanhänger über die Strecke und stillte den Matz bei der Rast. Ein anderes Mal in Pirna stellten sich die Radfahrer brav am Stand an, so lange, bis die Schlange beinahe die Straße blockierte. „Da kam ich mir vor wie zu DDR-Zeiten“, sagt die 49-Jährige und lacht. Das Fahrradfest gehört für sie inzwischen selbstverständlich zum Jahreslauf dazu, auch weil die meisten Teilnehmer gut drauf sind. Die Stimmung springt auf die Helfer über. „Wenn du dort dabei bist, macht das irgendwie Laune.“ Selbst wenn es zeitweise schnell gehen muss.

Rafael Barth (SZ, 01.07.2015)


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