Das diesjährige SZ-Fahrradfest führt erstmals bis nach Döbeln. Heute startet der Vorverkauf.
Wenn sich am ersten Julisonntag Tausende Sachsen auf dem Dresdner Theaterplatz zum 21. SZ-Fahrradfest treffen, hat Martin Schulze 14 Monate Vorbereitungszeit hinter sich. Diese Zeit braucht der gebürtige Dresdner, um die Routen perfekt vorzubereiten. Im SZ-Interview erzählt er erstmals von den 2016er-Strecken.
Herr Schulze, wo geht es diesmal hin?
Die Königsetappe führt nach Döbeln. So weit westlich waren wir noch nie beim SZ-Fahrradfest. Mir war auch für dieses Jahr etwas ganz Neues wichtig. Eine der schönsten Landschaften Sachsen, der Tharandter Wald, sowie das Muldental und das Tanneberger Loch sind meine persönlichen Highlights der Tour. Für die Profis haben wir fordernde Anstiege ausgesucht, aber auch wunderbar schattige Abschnitte. Unser südlichster Punkt wird diesmal Dippoldiswalde sein, der nördlichste liegt an den Radebeuler Weinbergen. Im Osten verlassen wir nicht mal die Dresdner Stadtgrenzen.
Auf welchen Straßen wird geradelt?
Bevorzugt auf wenig befahrenen Landstraßen oder gut ausgebauten Radwegen. Das Fahrradfest führt durch den öffentlichen Verkehrsraum. Sperrungen gibt es da keine. Schwierige Stellen kennzeichnen wir vorab mit Schildern, oder wir setzen Helfer ein. Wir bitten jeden Teilnehmer, sich anzupassen und die Straßenverkehrsordnung einzuhalten bzw. immer rechts zu fahren.
Worauf können sich die Profis unter den Teilnehmern freuen?
Auf einen harten Kanten mit insgesamt 135 Kilometern und 1.160 Höhenmetern. Den steilsten Anstieg gibt es vor Hartha – etwa 150 Höhenmeter auf knapp fünf Kilometern. Den teilen sich die Durchtrainierten allerdings mit den Teilnehmern zweier weiterer Touren. Auch die Runden Richtung Halsbrücke beziehungsweise nach Dipps müssen dort hoch. Danach wartet jedoch auf zwei der drei Touren eine Belohnung: eine schattige Passage durch den schönen Tharandter Wald.
Gibt es wieder eine Tour, bei der auch die Jüngsten mitfahren können?
Ja klar. Das SZ-Fahrradfest ist ja sowohl bei Eltern als auch Kindern beliebt. Und ich hatte fast nichts zu tun, denn mit der Freizeittour und der AOK Plus-Tour rollen wir auf bewährten Strecken. Die elf Kilometer lange Freizeittour bis zur Flügelwegbrücke und zurück auf Neustädter Seite schaffen auch kleine Fahrradfahrer. Sie wird wie immer auch von Ordnungskräften begleitet. Und auch die 30 Kilometer lange AOK Plus-Tour nach Radebeul und zurück ist für die ganze Familie gut geeignet. Auf dem Theaterplatz gibt es wie in jedem Jahr ein tolles Programm mit vielen Aktionen für Kinder und Erwachsene und natürlich wieder die Drewag-Wasserbar. Ganz wichtig, falls es wieder so heiß wird wie im Vorjahr.
Welche Voraussetzungen müssen die Teilnehmer für die anderen Runden mitbringen?
Für die zwei längeren Touren braucht man definitiv gutes Training, stramme Waden und auch Kondition. Es geht über 70 bzw. 95 Kilometer, das ist schon ordentlich, dazu kommen jeweils um die 800 Höhenmeter. Wer einfach entspannt rollen will, wählt die 30-Kilometer-Strecke nach Radebeul. Belastungsmäßig genau dazwischen liegt die 45-Kilometer-Runde über Rabenau und Possendorf. Steile Berge muss hier niemand fürchten, aber es gibt trotzdem immer wieder Anstiege. Die werden meist mit tollen Aussichten belohnt, so wie die ins Tal der Roten Weißeritz oder die auf dem Radweg durch den Götzenbusch. Was fürs Auge ist auch die historische Weiße Straße.
Woher kommt Ihre Streckenkenntnis?
Ich habe früher beim DSC trainiert und wurde schon da mit Radtouristikfahrten in Sachsen vertraut gemacht. Rund um Dresden gibt es kaum eine Straße, auf der wir nicht langgefahren sind. Die Landschaften habe ich noch im Kopf wie ein Riesenbilderbuch. In dieser Zeit kam ich auch mit dem SZ-Fahrradfest in Berührung. Mit Schilderaufhängen ging es los, bei der 5. Auflage 2000. Zwölf Jahre später bekam ich den Job als kreativer Streckenplaner und Hauptstreckenkoordinator, nachdem mein guter Sportsfreund Rainer Nitschmann überraschend verstorben war. Auch wenn ich inzwischen beruflich nach Bayern gezogen bin, dem Fahrradfest und Sachsen werde ich immer treu bleiben.
Wie gehen Sie bei der Planung vor?
Zuallererst braucht es die Idee! Wenn ich die habe, lege ich einen Vorschlag vor. Dabei ist auch die Entfernung wichtig. Leipzig und Chemnitz scheiden von vornherein aus, weil wir über das von uns festgelegte Strecken-Maximum von 150 Kilometern kommen würden. Steht das Ziel, sitze ich vorm PC und studiere unter anderem auf Google Earth mögliche Streckenführungen. Vieles kenne ich aus eigener Erfahrung. Dann setze ich mich ins Auto oder ab und zu aufs Fahrrad und fahre die neuen Routen ab, prüfe die Straßenbeläge, wie das Höhenprofil ist, ob es Gefahrenstellen gibt oder sich Baumaßnahmen ankündigen. Daraus entwickelt sich das Feintuning.
Wo kann man sich für die Teilnahme anmelden?
In allen SZ-Treffpunkten, bei Fahrrad XXL, in der Dresden-Info sowie im Internet. Ab heute gibt es die traditionellen Starterpakete zu kaufen – mit Verpflegungsgutscheinen und dem begehrten Fahrradfest-T-Shirt. Je nach Länge der Tour kosten sie zwischen neun und 19 Euro. Mit SZ-Card gibt es zwei Euro Rabatt. Kinder bis einschließlich 12 Jahre zahlen nur die Hälfte. Neu ist das Starterpaket „Sport“. Für 14 Euro mehr gibt es anstelle des Fahrradfest-T-Shirts ein sportliches Radtrikot und dazu ein Multifunktionstuch.
Das Gespräch führte Kristina Grunwald. Fotos: Thomas Kretschel, Claudia Jacquemin