Konstanze Friedrich kennt sich aus. Sie ist nicht nur Sportmedizinerin sondern absolvierte auch schon zahlreiche Triatlons
Es müssen ja nicht gleich die 100 Kilometer sein. Eine längere Radtour, bei der man an die persönlichen Grenzen kommt, kann jedoch eine schöne Herausforderung sein. Eine Teilnahme am SZ-Fahrradfest bietet den geeigneten Rahmen. Doch was muss beachtet werden, damit die Herausforderung erfolgreich bewältigt werden kann? Das erklärt Sportmedizinerin Konstanze Friedrich. Sie weiß nach 20 Jahren Triathlon Training auch aus der Praxis, worauf es ankommt.
Ihrer Meinung nach ist eine gute Vorbereitung in allen Bereichen elementar, damit größere Touren gelingen können. Dafür ist es wichtig, das eigene Fitness-Level zu kennen. „Ich weiß ja, wann ich das letzte Mal Rad gefahren bin und wie weit das war. Es macht natürlich einen Unterschied, ob ich regelmäßig längere Strecken zurücklege oder nur mal ab und zu zur Arbeit fahre.“ Gerade, bei ungewohnt langen Strecken ist es wichtig, die eigene Ausdauer vorab zu testen.
Wasser ist kein geeignetes Getränk
Aber auch alle anderen Faktoren, die für das Gelingen einer Tour wichtig sind, wollen vorher auf ihre Tauglichkeit überprüft werden. „Das kann solch vermeidlich banale Dinge betreffen, wie das Essen und Trinken. Das muss meist irgendwie transportiert werden.“ Außerdem erklärt die Sportmedizinerin, ist es wichtig, die Getränke und Snacks nicht erst bei der langen Tour zu kosten. „Wenn man zum Beispiel nur Wasser trinkt, verliert der Körper viele Elektrolyte. Dann kann es zu Durchfall kommen. Besser sind Sportgetränke. Die müssen einem aber auch schmecken und man muss sie gut vertragen. Beides testet man am besten auf einer kürzeren Strecke.“
Gerade für Einsteiger muüssen es aber auch nicht unbedingt das Sport-Getränk und das Energie-Gel aus dem Fachhandel sein. Es kann schon helfen, ein wenig Saft ins Wasser zu mischen und sich zu erkundigen, wo auf der Strecke die Möglichkeit besteht Snacks einzukaufen.
Ebenfalls wichtig ist, dass einem das eigene Rad gut passt. „Man sollte sich da am besten in einem Fachgeschäft beraten lassen, damit das Rad auch richtig für einen eingestellt ist“, so Friedrich. Gerade bei langen Touren empfiehlt es sich, auf ein Renn- oder Tourenrad zu setzen. „Bei einem Holland-Rad sitzt man sehr aufrecht. Das kann auf die Bandscheiben gehen. Vor allem, wenn das Rad nicht ausreichend gefedert ist.“
Sport-Check kann auch bei Hobby-Sportlern nötig sein
Bei der Bekleidung ist ein guter Helm Pflicht. „Gesetzlich ist er zwar nicht vorgeschrieben, aber ich kann mich bereits schwer verletzen, wenn ich im Stehen umkippe.“ Außerdem empfiehlt die Expertin gute Radbekleidung. „Ich muss mich natürlich vorab informieren, wie das Wetter wird.“ Sollte es regnen, ist atmungsaktive Regenkleidung wichtig. Ansonsten sollte auf eine ausreichende Polsterung der Radhose geachtet werden. „Auch hier gilt, dass ich meine Bekleidung nicht auf der Tour zum ersten Mal tragen sollte. Man muss testen, ob sie gut sitzt.“
Wenn Fahrrad, Kleidung, Verpflegung und Fitness stimmen, sind Hobby-Sportler bereits gut vorbereitet. Dennoch empfiehlt die Medizinerin, sich vorab nochmal untersuchen zu lassen - gerade, wenn das Hobby sehr ambitioniert betrieben wird. „Ich rate allen, die, wenn auch als Hobby, Leistungssport betreiben zu einem Sport-Check“, so die Ärztin. Hierbei werden Herz, Kreislauf und Bewegungs-Apparat überprüft. „Meist wird vorab eine gründliche Anamnese und eine köprerliche Gesamtuntersuchungdurchgeführt. Im Anschluss macht man dann ein Belastungs-EKG. Es kann auch ein Herzultraschall erforderlich sein.“ Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen mittlerweile einen Großteil der Kosten für die Untersuchung. Dank des Checks können Risiken, die mit dem Sport zusammenhängen, vermindert werden. Radfahren und andere Ausdauer-Sportarten sind generell aber sehr gesund. „Ein bisschen Sport sollte wirklich jeder machen - egal ob Jugendlicher oder Senior.“
Text: Angelina Sortino
Foto: Sven Ellger