Fahrradfahren gehört zu jedem Familienurlaub der Steinikes. Das geht aber nicht ganz ohne Konkurrenzkampf.

Urlaub ohne Sonne geht, aber Urlaub ohne Fahrrad? Undenkbar für Familie Steinike aus Radebeul. „Wir sind so richtige Fahrradfahrer. Wir touren mit Kind, Kegel und Zelt“, sagt Sven Steinike (43). Das ist keineswegs übertrieben. Wenn es in den Urlaub geht, fährt die gesamte Familie mit.

Nicht nur Sven Steinike mit seiner Frau Diana (42) und den Söhnen Artur (14), Oscar (12) und Karl (9) sind dann mit dabei, sondern auch Opa Eckhard (76) mit seiner Frau Karin und Sven Steinikes Brüder Lars (39) und Dirk (47). Meistens sind sie zu zehnt unterwegs, und jeder hat ein Fahrrad dabei. Sieben von ihnen werden in diesem Jahr wieder am SZ-Fahrradfest teilnehmen. Es ist längst zur Tradition geworden. Vor 19 Jahren waren sie das erste Mal dabei und gehören damit zu den Urgesteinen des Fahrradfests. „Wir mögen die Gemeinschaft. Die Masse, die da unterwegs ist“, sagt Sven Steinike.

Eckhard Steinike und seine Enkel Oscar, Karl und Artur stehen schon in den Startlöchern. Am Sonntag haben sie 75 Kilometer vor sich.

Foto: Ronald Bonß

Im Urlaub geht es für ihn darum, Zeit mit der Familie zu verbringen. Das geht am besten beim Zelten und auf dem Fahrradsattel. Jeden Sommer steht eine andere Radtour auf dem Programm. Die jährliche Fahrt nach Berlin auf dem Rad ist bereits selbstverständlich. Mit ihren Rädern war Familie Steinike schon überall unterwegs: Ostsee, Alpen, Österreich, Spanien, Griechenland. Sogar Neuseeland haben sie auf dem Fahrrad erkundet.

Auch die Kinder sind von dem Radfahren begeistert. Der neunjährige Karl schafft bereits 80 Kilometer. „Ich muss immer lachen, wenn in der Schule einer sagt, dass er mal 30 Kilometer gefahren ist“, sagt er. Das schafft er ohne Probleme. Doch er hat auch ein Ziel vor Augen: Er will schneller als Papa Sven und Onkel Lars sein. Aber für den Anfang genüge es ihm auch erst einmal, sich mit seinen beiden älteren Brüdern zu messen. Damit ist er nicht allein. Auch der 12-jährige Oscar hat dieses Ziel: „Ich will immer schneller fahren als meine Brüder.“ Es ist ein Konkurrenzkampf unter den Geschwistern, der ihrem Vater Sven und seinem Bruder Lars Steinike nur zu vertraut ist. „Jeder wollte immer der Erste sein“, sagt Lars Steinike. Er ist ebenfalls der jüngste Bruder und kann seine Neffen gut verstehen. An dem Konkurrenzkampf hat sich nie etwas geändert, sagt Sven Steinike. „Die Konkurrenz ist jetzt mehr da denn je. Gerade das hält uns fit, auch den Opa.“

Eckhard Steinike ist mit seinen 76 Jahren der Älteste bei den Familientouren. „Für mich ist das Radfahren eine Triebfeder. Ich möchte schließlich fit bleiben“, sagt er. Auch in der Freizeit erledigt der Senior alles mit dem Fahrrad. Dabei fährt er gut 20 bis 30 Kilometer am Tag. Aber mit der Jugend kommt er nun oft doch nicht mehr mit. Doch noch gehen die Urlaube zusammen, selbst seine Frau begleitet die Familie immer noch. „Da muss manchmal gewartet werden. Aber es ist schön, dass es noch so geht“, erklärt Sven Steinike. Im Urlaub steht die Familie im Mittelpunkt. Da wird auch gegenseitig Rücksicht genommen. „Auf unseren Familientouren sollen alle Generationen mitfahren können“, sagt Sven Steinike. Die Jugend hingegen braucht auf den Touren Abwechslung wie eine Fahrt mit einem Motorboot.

Solche Erlebnisse lockern die Stimmung auf. Wenn es mit der ganzen Familie in den Urlaub geht, dauert es oft ein oder zwei Tage, bis sich die Gruppe eingespielt hat. „Anfangs wird über alles diskutiert. Wer baut die Zelte auf, wer kocht, wann gibt es Essen oder was wird gegessen?“, sagt Sven Steinike. Und zuletzt gibt immer noch Opa Eckhard den Ton an. Sven Steinike sagt: „Er macht, was er will.“

Damit ist er nicht allein. Die Jugend hat auch schon ihre eigenen Ideen. Während Artur manchmal einfach keine Lust auf die gemeinsame Radtour hat, versucht sein jüngerer Bruder Karl gern mal, seinen Willen durchzusetzen. Das kann schon zu kleinen Pannen führen. So ist er auf einer großen Radtour auch schon einmal verschwunden. „Sie haben an der Raststätte so lange gebraucht, da bin ich einfach losgefahren“, rechtfertigt er sich. Nur kannte er den Weg nicht. Zum Glück holte die Familie ihn schnell ein.

Das war bei Weitem nicht die einzige Panne. „Unfälle gibt es immer. Aber es ist noch nie jemandem etwas Ernstes passiert“, sagt Sven Steinike. Nur manchmal gibt es einen Platten. „Neulich auf der Fahrt nach Altenberg ist ein Reifen geplatzt. Da half nur der Handschuh“, erzählt Artur. Einen Ersatzschlauch hatten sie zwar dabei, aber natürlich keine Reifen. Also wurde der Handschuh in das Loch gedrückt, und dann musste es so nach Hause gehen. Dort konnte der Reifen dann von Sven Steinike und seinem Sohn Oscar ausgetauscht werden. „Wenn es um die Reparaturen geht, hilft mir Oscar immer“, sagt Sven Steinike.

Einmal war aber nicht eine Panne das Problem, sondern das Rad war verschwunden. In Senftenberg musste die Familie feststellen, dass sie am Ende des Tages ein Fahrrad zu wenig hatte. „Da mussten die Schwiegereltern ein neues Fahrrad per Anhänger bringen“, lacht Opa Eckhard.

Zum 22. SZ-Fahrradfest fährt Familie Steinike gemeinsam. Von links nach rechts sind das: Artur, Lars, Karl, Sven, Oscar, Diana und Eckhard. Sogar die zweijährige Alina (Mitte) fährt in ihrem Anhänger bei Papa Lars mit.

Foto: Thomas Kretschel

Für das Fahrradfest am Sonntag hat sich Familie Steinike die 75 Kilometer der Sparkassen- Tour vorgenommen. Das klingt nach einem Kinderspiel für die Jugendlichen. Besonders Artur hätte sich lieber der großen Route gestellt. Denn er hat seine Vorliebe für Rennräder entdeckt. Er hat Gefallen an der Geschwindigkeit gefunden, wie er sagt. Für das Fahrradfest musste er sich aber der Familienentscheidung beugen. „Ich wollte eigentlich die 140er fahren.“ Auch seine beiden jüngeren Brüder sind dieser Meinung. „Ich auch“, sagt Karl, und Oscar fügt hinzu: „Wollten alle. Aber Opa hat die 75er geholt.“ Es soll ja auch die ganze Familie mitfahren können.

Text: Nadine Franke


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