Hannes Herrmann absolviert mit dem Fahrrad Hindernisparcours. Mit spektakulären Shows stellt er seinen Sport vor.
über Baumstämme balancieren, über Wassergräben hüpfen – was manchen schon zu Fuß schwerfällt, schafft Hannes Herrmann mit Leichtigkeit auf dem Fahrrad. Fahrrad Trial nennt sich die Sportart, bei der die Fahrer einen Hindernisparcours absolvieren müssen, ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen. Beim SZ-Fahrradfest auf dem Theaterplatz können Alltagsradler verfolgen, was solche Bike-Akrobaten können. Herrmann tritt dort mit seiner Show zweimal auf. Er wird mit seinem Fahrrad auf hohe Hindernisse hüpfen oder über mehrere Personen springen.
Herrmanns Begeisterung für den Sport hat in Dresden angefangen. Als Junge hatte er gesehen, wie jemand mit einem Mountainbike nur auf dem Hinterrad gefahren und auf den Rand eines Blumenkübels sprang, ohne dass dieser kaputt geht. „Da bin ich als Kind fast vom Glauben gefallen, dass das geht, und war direkt begeistert“, erinnert sich der Chemnitzer. Danach habe er gelernt, freihändig zu fahren und Bordsteine hoch- und runterzudüsen. Zum Leidwesen seiner Eltern gingen dabei auch einige Fahrräder kaputt. „Irgendwann meinten meine Großeltern: Es reicht, der Junge muss das ordentlich machen“, erzählt Hannes Herrmann. Daraufhin trat er in einen Fahrrad-Verein in Chemnitz ein. Dann ging es los mit seiner Trial-Karriere. Er kaufte sich ein ordentliches Rad, machte professionelles Training. Nach seinem Realschulabschluss wechselte er auf das Sportgymnasium, um weiter seinen Sport machen zu können. „Der hat mich dazu gebracht, mein Abitur zu machen“, sagt Herrmann und lacht.
Hannes Herrmann 2018 bei der ostdeutschen Meisterschaft im Fahrradtrial in Dresden. Foto: Thomas Kretschel
Parallel zu seiner Schulzeit war er schon in der ganzen Welt unterwegs. Vier Jahre war er im Trialsport aktiv, dann holte er 2007 seine ersten beiden Bronze-Medaillen bei der Weltmeisterschaft in Schottland. Hinzu kamen mit den Jahren mehrere Deutsche Meistertitel, Medaillen bei Weltcups und Europameisterschaften. Die Silbermedaille bei der EM bedeute ihm dabei am meisten, erzählt er. Bis 2020 fuhr Herrmann jede Saison mit, danach beendete er seine aktive Wettkampfzeit. Dem Fahrradfahren ist er aber treu geblieben. Erst am vergangenen Wochenende nahm er an einem 24-Stunden-Rennen teil.
Den Trialsport sieht Herrmann auch als Aktivität, die man für das Leben lernt. Vor dem Wettkampf sieht man nur den Hindernisparcours. „Du hast also die Probleme vor dir und musst dir im Kopf überlegen, wie man sie löst“, beschreibt er seinen Sport. Trial sei eine mentale Herausforderung, man brauche auch immer einen Plan B beim Wettkampf, falls man ein Hindernis mal nicht so überwinden kann wie gedacht. Aber auch das direkte Erfolgserlebnis, wenn er ein Hindernis geschafft hat, hat Herrmann immer gefallen. Beim Trial wird eine breite Palette an Fähigkeiten abgefragt, wie Schnelligkeit, Ausdauer, Schnellkraft, Balancegefühl oder Koordination.
Einen Einblick in den Sport bietet der Radprofi mit seiner „Professional Bike Show“. Die stellte er damals auf die Beine, um seine Wettkampfkosten zu refinanzieren. „Ich mache eine Sportart, die nicht so viele Leute kennen, und man kann auf einer Fläche von zweimal zwei Metern zeigen, was diesen Sport ausmacht. Das ist ein großer Vorteil“, sagt Herrmann. Auch wenn er das Geld jetzt nicht mehr benötigt, führt er die Shows weiter. Es gehört mittlerweile einfach dazu, sagt er. So könne er den Sport weiter unter die Leute bringen. U
und was können die Leute nun beim Fahrradfest am Sonntag erwarten? Zu viel möchte Herrmann noch nicht verraten. Mit auf der Bühne wird jedenfalls auch die Breakdancegruppe The Saxons sein. „Das wird auch ein schönes Highlight“, verspricht der Radsportler.
Artikel von Lea Heilmann