Ganz hoch auf dem Rad

Er war der Star des SZ-Fahrradfestes: Helmut Arnold. Der 69-Jährige fuhr mit seinem originalen englischen Hochrad aus dem Jahr 1878 die 75 Kilometer der Sparkassen-Tour von Dresden ins Großenhainer Land und zurück. Insgesamt kamen 7500 Radfreunde, darunter viele Familien mit Kindern. Sie hatten Glück mit dem Wetter: nicht zu warm, nicht zu kalt, kein Regen.

Hochradfahrer Helmut Arnold

Zum SZ-Fahrradfest sind Freiwillige unterwegs, um bei Pannen zu helfen. Sie werden vor allem am Start gebraucht.

Schon als es losgeht, weiß Felix Karnatz: „Das, was ich dann brauche, habe ich bestimmt nicht dabei.“ Im Kofferraum eines VW T4 hat der Pannenhelfer diverse Utensilien zum Fahrradflicken eingepackt. Am wichtigsten sind Schläuche in verschiedensten Größen, aber auch Mäntel. „Letztes Jahr war mal ein Mantel dabei, der ist mir in den Händen zerbröselt“, erzählt er.

Kurz vor acht geht es für Felix am Sonntag vom Dresdner Altmarkt los Richtung Ortrand. Es ist die zweite von sechs Runden des SZ-Fahrradfests und mit 100 Kilometern die zweitlängste. Hinter knapp 650 Rennrädern und Trekkingrädern setzt sich Felix mit dem T4 – zusammen mit Notarztwagen und Begleitmotorrad. Besonders weit kommt er nicht. Kurz hinter dem Bahnhof Neustadt wartet der erste platte Reifen. Ein paar Rennradfahrer sind schon dabei, den Schlauch aus dem Mantel zu friemeln. „Kann ich euch irgendwie helfen?“, fragt Felix. Er holt die Luftpumpe, unterstützt beim Schlauchaufziehen. „Ich sehe, im Notfall könntet ihr das alleine.“

„Das ist der erste Platten mit dem Rennrad“, ärgert sich Fahrradbesitzer Christian. Seit 2006 sind er und seine Crew regelmäßig beim Fahrradfest dabei. Wie die meisten Fahrer auf den langen Touren haben sie Räder, die gut in Schuss sind. „Ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder“, verabschiedet sich Felix. Die Rennradfahrer holen schnell auf, am ersten Anstieg noch in Dresden kommen ein paar Trekkingradfahrer ins Schwitzen. „Wenn man die beiden auf ein Rennrad setzen würde, wären die auch da vorne“, sagt Felix. Bis zur ersten Pause hat der Pannenhelfer nichts mehr zu tun, analysiert die Fahrweise der Radsportler und welche Sättel falsch eingestellt sind. Der 26-Jährige mit dem Vollbart ist selber Radsportler, kennt die Strecken in der Gegend gut. „Mit dem Rennrad kommt man viel rum“, sagt er. Er entdecke regelmäßig neue Ecken wie einen abgelegenen See. In der Verpflegungsstation in Radeburg kommt der T4 kaum auf den Platz gefahren, als Christian schon auf den Wagen zukommt. Schon wieder ein Platten. „Das kann an veraltetem Material liegen, oder vielleicht eine Fehlproduktion“, meint Felix. Christian bekommt einen neuen Schlauch. „Bis zum nächsten Mal“, ruft einer aus der Truppe, als sie wieder losfahren. Doch sie kommen ohne weitere Panne durch. Und Felix hat nur noch wenig zu tun. Stehen Radfahrer am Rand, hält er an. „Technisch bei euch alles in Ordnung?“, fragt er immer wieder. Meist erntet er fragende Gesichter von Menschen, die nur kurz Pause machen. Einen Fahrradständer schraubt er noch fest, einem Radfahrer stellt er die Klickschuhe neu ein.

Pannenhelfer Felix Karnatz stellt dem Radfahrer Lukas die neuen Klickschuhe anders ein. Der hatte Knieschmerzen.

„Im letzten Jahr war mehr zu tun“, sagt er. Da ist er eine kürzere Tour mitgefahren. Schon kurz vor Dresden wird er aber doch noch einmal gebraucht. Einem Radfahrer ist die Pedale abgebrochen. „Mit so was hab ich nicht gerechnet“, sagt der. „Ich auch nicht“, sagt Felix lachend. Eine neue Pedale hat er nicht dabei. Dafür eine behelfsmäßige Lösung. Im Kofferraum hat er noch sein eigenes Rad liegen und schraubt die Klickpedale an das Trekkingrad. Nicht optimal, aber für die letzten Kilometer reicht es. „Die können Sie dann am Service-Zelt in Dresden wieder abgeben“, sagt er. Einen Anruf bekommt Felix noch, er soll ein Rad abholen.

Pannenhelfer Franz-Xaver Zierer hat auf dem Altmarkt im Service-Zelt viel zu tun.

Die Helfer auf dem Altmarkt haben mehr zu tun. „Bei den kurzen Strecken fahren welche mit, die ihr Fahrrad nur einmal im Jahr zum Fahrradfest aus dem Keller holen“, sagt Franz-Xaver Zierer, der den ganzen Tag hier stand. Aber eine Komplettreparatur gibt es nicht. Die Räder derjenigen, die lange Strecken fahren, seien hingegen meist gut gewartet. Da wird häufig nur noch mal Luft aufgepumpt. Einen Überblick über die Pannen hat David Lippmann, er nimmt die Anrufe der Radfahrer entgegen. Etwa 30 hatten einen Platten, einige weniger Probleme mit der Kette. Etwa 15 Fahrräder mussten zurückgebracht werden, wegen Totalschaden oder weil die Fahrer gestürzt waren. Keine schlechte Bilanz für etwa 7 500 Radfahrer auf den Straßen.

Text: Ronja Münch | Fotos: Claudia Hübschmann und Matthias Rietschel

Weitere Bilder und Impressionen vom 22. SZ-Fahrradfest haben wir für Sie auf sz-online und in unserem Rückblick zusammengestellt.


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