Seit 25 Jahren gibt es die Fahrradwerkstatt des Vereins Lebenshilfe in Dresden. Dort werden Fahrräder aufbereitet und verkauft. Ein Rundgang.
Die Hände von Julia Pusch sind vollgeschmiert mit Kettenöl. Ihre Haare sind zusammengebunden, damit sie ihr nicht permanent ins Gesicht fallen, wenn sie sich zum kaputten Schaltwerk des Fahrrads herunterbeugt. „Das Schaltauge ist verbogen, ich wechsle das gerade aus“, erklärt die 26-Jährige fachmännisch. Auf die Frage, was ein Schaltauge sei, kann sie sofort antworten. „Das ist eine Sicherheitseinrichtung, die vor Schäden am Rahmen schützt.“
Seit eineinhalb Jahren macht Pusch in der Fahrradwerkstatt der Lebenshilfe Dresden e.V. eine schulfremde Ausbildung. In insgesamt drei Jahren sammelt sie Erfahrungen im Beruf, um dann ihre Prüfung zu abzulegen und als ausgebildete Fahrradmechanikerin arbeiten zu können.
Seit 25 Jahren gibt es die Werkstatt schon. Sie ist eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. „Wir versuchen zu gucken, welche sinnvollen Jobs es geben kann, um den Menschen eine Wiedereingliederung ins Berufsleben zu ermöglichen“, sagt Johannes Kellner, Gruppenleiter in der Fahrradwerkstatt und ebenfalls Zweiradmechaniker. „Das ist praktisch wie eine reguläre Werkstatt.“ Alle Fahrräder, außer E-Bikes, können zur Reparatur abgegeben werden. Die dafür nötigen Teile kommen aus Spenden oder Kellern, die geräumt wurden
Mittlerweile verfügt die Werkstatt über ein großes Sortiment an Ersatz- und Neuteilen. Julia Pusch führt durch die voll gestellten Regale. Trotz der Menge an kleinen und großen Ersatzteilen ist alles ordnungsgemäß beschriftet und sortiert. Neben dem Regal mit den neuen und gebrauchten Laufrädern steht eine Werkbank. Die Metallteile glänzen noch fabrikfrisch. „Die haben wir eben erst neu gemacht“, sagt Pusch. „Ich bin da echt stolz drauf.“ Auf dem Hof hinter der Werkstatt sammeln sich alte Fahrräder auf einem Haufen. Denn es werden nicht nur Ersatzteile gespendet, sondern auch ganze Fahrräder. „Wir bekommen auch viele alte Räder aus der Asservatenkammer der Polizei“, sagt Pusch. „Und die bereiten wir dann auf und verkaufen sie wieder.“
Irgendwann will sie vielleicht ihren eigenen Fahrradladen haben. „Aber das liegt noch in ferner Zukunft“, sagt sie.
Neben der Werkstatt gibt es auch einen Verkauf. „Preislich sind wir bei der Hälfte von regulären Radläden“, sagt Johannes Kellner. „Wir liegen so zwischen 80 und 130 Euro.“ Wer also beim SZ-Fahrradfest teilnehmen will, aber noch kein eigenes Rad hat, kann hier günstig eins erwerben.
Johannes Kellner ist Gruppenleiter in der Fahrradwerkstatt der Lebenshilfe Dresden.
Für 80 bis 130 Euro kann man sich hier ein aufbereitetes Rad kaufen.