Wer vor dem Fahrradfahren zu wenig isst und trinkt, dem fehlt später die Energie. Doch zu viel ist auch nicht gut. So findet sich die richtige Verpflegung.
Am 27. Juli 1998 zerbricht ein Traum. Bei der Tour de France verliert der deutsche Radprofi Jan Ullrich am Col du Galibier neun Minuten auf seinen Konkurrenten Marco Pantani. Das Gelbe Trikot des Führenden ist weg, die Tour verloren. Er hatte zu wenig gegessen.
Profiradsportlern passiert dieser Fehler immer seltener. Während der Tour de France verbrauchen sie täglich zwischen 8.000 und 11.000 Kilokalorien. Das entspricht in etwa zehn Pizzen, vier Tafeln Schokolade und dazu vier Flaschen Bier: Was bei vielen Menschen den Energiebedarf einer ganzen Woche decken würde, müssen die Radprofis an einem Tag zu sich nehmen. Um dieses Energiedefizit wieder auszugleichen, könnte man sie als professionelle Wettesser bezeichnen.
Beim SZ-Fahrradfest am 29. August werden sicherlich auch einige Kilokalorien verbraucht, aber bei Weitem nicht so viele wie bei der Tour de France. „Das SZ-Fahrradfest ist keine Tour de France. Deswegen sollte man bei der Ernährung keine ungewöhnlichen Sachen ausprobieren oder extra mehr essen“, empfiehlt Cornelia Münster, Ernährungsberaterin der AOK Plus für Sachsen und Thüringen.
So benötigen die Teilnehmer der 32 Kilometer langer AOK-Plus-Tour bei zwei Stunden Bewegung nur rund 800 Kilokalorien. Powergels oder Eiweißshakes seien deshalb unnötig. „Wenn man nach einer gemütlichen Fahrradtour anschließend in der Gaststätte eingekehrt, werden dort meist mehr Kalorien aufgenommen, als vorher verbraucht worden sind“, erklärt Münster. Besser ist es, den Kohlenhydratspeicher zwei bis drei Tage vor dem Fahrradfest aufzufüllen. „Dann kann man zum Beispiel eine größere Portion Nudeln essen.“, sagt sie.
Viel wichtiger sei aber die Flüssigkeitsaufnahme. Bei 45 Minuten auf dem Rad werden weder Essen noch Trinken benötigt. Danach empfiehlt die Ernährungsberaterin aller 15 Minuten 250 Milliliter Wasser. Das entspricht in etwa einem Glas. „Wer also zwei Stunden mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte währenddessen mindestens 1,5 Liter trinken.“ Auf einer schweißtreibenden Fahrradtour kann der Körper pro Stunde sogar bis zu einem Liter Flüssigkeit verlieren. Die sollte dem Körper schnell wieder zugeführt werden. „Am besten eignen sich dafür Wasser oder isotonische Getränke“, erklärt Münster.
Foto: Archivbild: kairospress
Text: Timotheus Eimert