Eigentlich wollten sie nur zusammen Fahrrad fahren. Inzwischen sind Martin Göhler und Marie Runge ein Liebespaar und wollen zusammenziehen.
Am Anfang stand eine fixe Idee. Schon zehnmal hatte Marie Runge am SZ-Fahrradfest teilgenommen. Meist fuhr sie allein. Ein paarmal auch mit ihrem Sohn. Diesmal aber wollte sie sich an die 65-Kilometer-Tour durch das Osterzgebirge wagen – und wünschte sich eine Begleitung.
In der Facebookgruppe „Singles aus Dresden“ schrieb die 32-Jährige spontan einen Beitrag. Kurz darauf antwortete ihr Martin Göhler. „Ich war sowieso für dieselbe Tour angemeldet und wäre sonst allein gefahren“, sagt er.
Die beiden schrieben über Facebook ein paar Mal hin und her, stellten fest, dass er Buchhalter und sie Steurerfachangestellte ist, und verabredeten sich dann am Startpunkt für die Tour am 1. Juli.
„Mir ging es wirklich nur um eine Begleitung für die Fahrt“, erinnert sich Marie, „aber kurz vor dem Treffen war ich dann schon ziemlich aufgeregt.“ Martin ging es genauso. Die beiden begrüßten sich nett und schwangen sich auf ihre Räder. Bis Heidenau fuhren sie nebeneinander und quatschten. „Dann habe ich ihm erlaubt, dass er vorfahren darf“, sagt Marie. Am Ende sei sie aber nur eine Viertelstunde später im Ziel gewesen.
Das Fahrradfest war vorbei, doch Marie ging Martin nicht mehr aus dem Kopf. Er wollte sie wiedersehen, und auch sie fand ihn recht sympathisch. Bald spazierten sie durch den Großen Garten, trafen sich bei den Filmnächten und beim Palaissommer.
Da Marie zuvor schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hatte, blieb sie zunächst verschlossen. Doch Martin war hartnäckig. Als er Anfang September im Freibad Mockritz ihren Sohn kennenlernte und sich die beiden sofort super verstanden, war es auch um Marie geschehen.
„Ich schrieb ihm einen Brief, in dem ich ihm gestand, dass er mein Herz erobert hat.“ Seit dem 9. September fühlen sie sich als Paar und teilen nun schon glückliche acht Monate miteinander. Bald wollen sie zusammenziehen, ins Haus ihrer Eltern in Blasewitz. Nur auf den Verlobungsring muss sie wohl noch ein bisschen warten.
Natürlich haben sie sich auch in diesem Jahr wieder gemeinsam beim SZ-Fahrradfest am 7. Juli angemeldet. Da auch Maries inzwischen siebenjähriger Sohn Karl mitkommen wird, beschränken sie sich auf die gemütliche 35-Kilometer-Runde. Diesmal wird Martin auch nicht vorfahren. Familienzeit ist kostbar.
In Dresden sind die beiden im Alltag inzwischen fast nur noch mit dem Fahrrad unterwegs. Martin besitzt zwar ein Auto, braucht es aber kaum noch. „Seit ich Marie kenne, lasse ich das Auto eigentlich fast immer stehen“, sagt er. Mit dem Fahrrad – da sind sie sich einig – kann man doch fast alles erreichen. Und sogar die Liebe des Lebens finden.
Text: Henry Berndt
Foto: Rene Meinig